
"Will ein Maler ein Thema behandeln, das mit dem großen Stil der Italiener alle Reize unserer Schweizer Landschaft vereint, so steigt er den Hügel hinauf, den die Ruinen der Kirche von Goltzweil krönen. Dort taucht sein Auge in das Becken seines kleinen Sees und schweift über die liebliche Landschaft von Rinkenberg und die zauberhaften Ufer des Brientzer Sees: Alles, was die fruchtbarste Phantasie sich an Anmutigem und Schönem vorstellen kann, findet sich an diesem Aussichtspunkt, prächtige Bäume im Vordergrund, der bestgewählte Mittelgrund und Hintergründe, deren Formen unendlich variieren; wenn er bei diesem Anblick nicht sein Herz klopfen fühlt, wenn er nicht vom Genie der Natur inspiriert wird, so werfe er seine Pinsel und Farben weg und gebe für immer die Hoffnung auf, die Laufbahn der Künste erfolgreich zu beschreiten."
Recueil de paysages Suisses dessinés d'après nature, dans une course par la vallée d'Ober-Hasly et les cantons de Schweitz et d'Ury, Bern 1797, S. [7]

"Nicht weit von Brienz an der Südseite bildet der Giess-Bach, der von dem Schwarzen-Horn herkömmt, einen schönen Wasserfall, zu dem man hinaufsteigen muss, wenn man dessen Schönheit in der Nähe bewundern will. Das Gemälde dieses Wasserfalls von Hrn. Rieter in Bern ist unübertrefflich; hier kann der Reisende, welcher die Alpen nicht ersteigen will, die schöne Alpenrose (Rhododendron hirsutum) sehen und pflücken; denn sie steigt da bis an den See hinab."
Johann Gottfried Ebel (1764-1830) stellt den Giessbachfall 1809 noch als alleinige Attraktion an dieser Stelle dar. Im 1844 erschienenen Reiseführer von Karl Baedeker (1801-1859) erfahren wir, dass die Touristen hier auch noch anderes erleben konnten:
"Am Giessbach wohnt der Schulmeister von Brienz, ein Mann von einigen 70 Jahren, der seit langer Zeit den Besuchern des Giessbaches, zuerst mit seiner Frau, dann mit seinen Kindern, jetzt mit seinen Kindern und Enkeln schweizerische Lieder mit grosser Kunstfertigkeit vorsingt und das Alphorn bläset, gegen eine nicht unansehnliche Vergütung, aus welcher nach und nach das saubere Haus entstanden ist, welches er bewohnt. Man kann auch Erfrischungen bei ihm haben. Holzschnitzwerk in grosser Auswahl ist ebenfalls zum Verkauf ausgestellt."
Johann Gottfried Ebel, Anleitung, auf die nützlichste und genussvollste Art die Schweiz zu bereisen, Bd. 2, Zürich 1809, S. 304-305; Karl Baedeker, Die Schweiz. Handbüchlein für Reisende, nach eigener Anschauung und den besten Hülfsquellen bearbeitet, Koblenz 1844, S. 177

"Der Weg von Brientz zu dem Ort, der Unter der Heid heißt und nicht weit von Meiringue entfernt ist, ist der angenehmste und einheitlichste; heitere, malerische und abwechslungsreiche Orte machen ihn sehr interessant, ebenso wie verschiedene Wasserfälle [...] Eine Meile entfernt erscheint der einsame Wandelbach, der weniger wasserreich, aber durch seine vielfältigen Umstände angenehmer ist. [...] In der Umgebung ist alles geeignet, das Studium der Kunst zu begünstigen: die Buche folgt der traurigen Tanne; das Klima wird milder; die Formen werden gefälliger; überall fröhliche Gesichter, die den Ausdruck des Glücks tragen; vor allem diese naive Höflichkeit, diese herzliche Gutmütigkeit, die die Gesellschaft der Bergbewohner so interessant macht, die Vertrauen einflößt und in jedem, den man trifft, Freunde erkennen lässt. -- Wir waren also gleichermaßen entzückt von Land und Leuten [...]."
Recueil de paysages Suisses dessinés d'après nature, dans une course par la vallée d'Ober-Hasly et les cantons de Schweitz et d'Ury, Bern 1797, S. 9

Der Restiturm ist die markanteste Burgruine im Haslital. Der aussen etwa 8 x 8 m messende Turm steht auf einem einzigen Felsblock. Um 1250 wurde er erbaut und seine Aufgabe bestand darin, die in Meiringen zusammenlaufenden Passstrassen von Brünig, Grimsel, Grosser Scheidegg und Susten zu kontrollieren. Nachdem Bern die Kontrolle über das Haslital erlangt hatte, wurde der bisherige Wohnturm um 1400 zu einem Wehrbau umgestaltet - die Amtsleute wohnten nun im Dorf. Spätestens ab dem 17. Jahrhundert begann der Turm aber zu verfallen, sein Gelände ging in den Besitz der Gemeinde über, die dort den Galgen errichtete. Um 1840 versuchte Melchior Rytz von Stein angeblich, den Turm wieder bewohnbar zu machen, was ihm aber kaum gelungen sein dürfte. Den Kleinmeistern diente die Ruine als beliebtes Sujet.
Daniel Gutscher, Die Burgruine Rest in Meiringen. Zur bauarchäologischen Untersuchung und Restaurierung 2004, in: Mittelalter: Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins, Band 10 (2005), Heft 1, S. 1-13

"Heute durchwanderten wir die entgegengesetzte Seite dieses Thales, wo es abermals eine gute Zeichnung gab. Ich sahe durchaus, dass die Leute hier nicht weniger thätig sind, als die Natur. Nahe am Dorfe fällt ein Bach von einem Berge, schwillt oft zu einer ungewöhnlichen Grösse und richtet oft schreckliche Verwüstungen an. Die Bewohner haben deshalb eine dicke, lange Mauer gebauet, um ihn vom Dorfe abzuhalten, und selbst diese ist nicht immer zureichend."
Carl Gottlob Küttner, Briefe eines Sachsen aus der Schweiz an seinen Freund in Leipzig, 2. Teil, Leipzig 1785, S. 127

"Wir wanderten gestern lange im Thal umher, ergözten uns längs den Ufern der Aar, bis wir uns an einem Wasserfalle lagerten, den Schütz zeichnete. Die Einwohner nennen dieses Wasser den Reichenbach. Er entspringt hoch auf den Bergen aus dem sogenannten Rosenlaui-Gletscher und stürzt sich von einem steilen Berge herab, an dessen Abhange er drey schöne Fälle macht, von denen der unterste der Grösste ist, weil hier einige Bäche sich nach und nach damit vereinigt haben. [...] Einen anderen Fall dieses Baches sehen Sie auf Aberlis Meiringen auf einer beträchtlichen Höhe des Berges."
Carl Gottlob Küttner, Briefe eines Sachsen aus der Schweiz an seinen Freund in Leipzig, 2. Teil, Leipzig 1785, S. 126-127

"Dieser kleine malerische See liegt sehr nahe bei Schweitz, hinter den Felsen, die zur Republik Gersau gehören, und am Fuße des Rigibergs, der durch seine Fruchtbarkeit, die schöne Aussicht, die man auf seinem Gipfel genießt, und verschiedene Erdrutsche berühmt ist, von denen einer vor zwei Jahren ein ganzes Dorf in den See stürzte. Dieser Berg, der sich hier in der Ferne erhebt, zeigt sehr deutlich seine geneigten Schichten, die aus Kieselsteinen bestehen, die aus den Trümmern der Hochalpen gerollt wurden. Der See wird durch zwei kleine Inseln verschönert, von denen die größere außer den Ruinen des Dorfes Schwanau eine Klause und eine Kapelle enthält; sie werden von Einsiedlerbrüdern bewohnt, die dort ihr Leben damit verbringen, ihre üblichen Gebete zu verrichten und ihren Aufenthalt so angenehm wie nützlich zu gestalten. Der nächstgelegene Berg ist der Steinenberg, an dessen Fuß Werner Stauffacher wohnte. Das Dorf in Lowertz; und die am weitesten entfernten Berge sind die Inmiseerberge am Zugersee."
Recueil de paysages Suisses dessinés d'après nature, dans une course par la vallée d'Ober-Hasly et les cantons de Schweitz et d'Ury, Bern 1797, S. 44

"Schwytz, der Flecken, Hauptort des Kantons gleichen Namens, enthält, mit den dazu gehörenden Weilern und zerstreuten Häusern bey 5000 Einwohnern (im Jahre 1805 hatten 1453 Bürger das 20 Altersjahr erreicht). Wirthshäuser: Hirsch (gut und billig), Roßli. Er liegt sehr anmuthig, am Fuß der majestätischen, wunderbaren Felskegel des Hacken, in schönen, grünenden, blumen- und baumreichen Wiesen, auf einem Bergabhang, wo drey Thaler zusammentreffen; das Thal gegen Lauerz und Arth, gegen Brunnen und den Vierwaldstättersee und das Muottathal. Unter mehrern schönen Gebäuden bemerkt man: die im Jahre 1769 mehr zierlich als geschmackvoll erbaute grosse Pfarrkirche, mit einer trefflichen Orgel; das Rathhaus, und das Schulgebäude mit einem kleinen Theater; auch das Nonnen- und Kapuzinerkloster nehmen sich gut aus."
Heinrich Heidegger, Handbuch für Reisende in der Schweiz, 4. Auflage, Zürich 1818, S. 398

"Eine der schönsten Aussichten ist zweifellos die von Wylen, wo das Auge von einem angenehmen Hügel aus den Vierwaldstättersee und die herrlichen Berge, von denen er umrahmt wird, überblickt; Die majestätischen Alpen, die ihre schneebedeckten Gipfel und ihr ewiges Eis kühn bis zum Himmel tragen, verbreiten so viel Größe und Adel über die Gegend, dass die Seele von Erstaunen ergriffen wird und sich in der Bewunderung dieser Wunder verliert; es kostet, den Blick von ihnen abzuwenden und einen einzigen Augenblick eines solchen Schauspiels zu entbehren. Wenn dieser Anblick den empfindsamen Künstler so sehr bezaubert, welche Wirkung muss er dann auf den Schweizer haben, der in seinem Herzen das Gefühl für das Schöne mit der Liebe zum Vaterland vereint?"
Recueil de paysages Suisses dessinés d'après nature, dans une course par la vallée d'Ober-Hasly et les cantons de Schweitz et d'Ury, Bern 1797, S. 31

"Flüelen, Pfarrdorf von 91 Häusern und 560 Einwohnern, im Kanton Uri. Wirtshäuser: Zollhaus und Adler. Es liegt sehr einsam und anmuthig, am Fusse des Berges Rohrstock, am Vierwaldstättersee, ist der Hafen von Altorf und einer der besten Landungsplätze. Alle Waaren welche über den Gotthard gehen, werden hier aus- oder eingeladen; dieses beschäftigt neben der Schiffahrt uns Fischfang grösstentheils die Einwohner, die als gute Seeleute gerühmt werden."
Heinrich Heidegger, Handbuch für Reisende in der Schweiz, 4. Auflage, Zürich 1818, S. 211-212

"Eine Viertelmeile von Altorf entfernt liegt der kleine Weiler Bürglen, der auf einem angenehmen Hügel liegt. Hier wurde Wilhelm Tell geboren, und das Haus, in dem er wohnte, wurde durch eine Kapelle ersetzt, in der sein heiliges Andenken mit der Verehrung dreier christlicher Helden verbunden ist. Grobschlächtige Malereien, im letzten Jahrhundert aufgefrischt, schmücken diese Kapelle weit weniger als die Erinnerungen, die sie enthält; und eine Menge undeutlicher Namen, mit denen die Wände beschmiert sind, schmücken ebenfalls nur durch den Glanz des Namens, der sie trägt, dieses einfache Denkmal eines Helden. Wie man es auch dreht und wendet, es ist unmöglich, an der Existenz von Wilhelm Tell zu zweifeln, wenn man die Orte besucht, an denen er gelebt hat. Man kann dort keinen Schritt tun, ohne sich in seinem Glauben zu bestärken, wenn man die Monumente sieht, die ihn bestätigen; es scheint, dass selbst in der Luft, die man dort atmet, etwas vorhanden ist, das zur Leichtgläubigkeit disponiert; und es ist übrigens ein sehr legitimer Aberglaube, an einen großen Mann zu glauben. Die vielen Steinhaufen, die man von Altorf aus sieht, sind die Überreste einer Überschwemmung des Schächens, bei der Wilhelm Tell im hohen Alter angeblich sein Leben verlor, als er ein ertrinkendes Kind retten wollte. Ist das, mein Freund, noch immer eine Erfindung des modernen Geistes? Und hätten sich die Chronisten des 15. Jahrhunderts oder die Historiker unseres Jahrhunderts vorstellen können, den Gründer der Freiheit eines Volkes zu töten, indem er den Fluten eines Wildbachs das Leben eines armen Kindes streitig macht?"
Desiré Raoul-Rochette, Lettres sur la Suisse, écrites en 1824 et 1825, 4. Auflage, Paris 1828, S. 175-176

"Amstäg, im K. Uri, 3 St. von Altorf, am Fuss des Bristen und der Windgälle, am Eingang ins Maderan-Thal und am Passe nach dem Gotthard. Wirths- häuser: Kreutz, Engel. Es liegt 300 F. über den Vierwaldstätter-See. Nahe bey Amstäg sieht man Reste einer alten Burg, die einige für das Twing Uri, welches der Landvogt Gesler anlegte, andere für den Stammsitz des Geschlechts von Silenen halten."
Johann Gottfried Ebel, Anleitung, auf die nützlichste und genussvollste Art die Schweitz zu bereisen, Bd. 1, Zürich 1809, S. 73

"Die Straße schlängelt sich stetig an den Bergen entlang bis nach Wassen, mal über Pfähle und Tannenrondelle, mal durch riesige Granitblöcke auf einem sehr gut gemachten Pflaster. Die anderswo so schöne Vegetation nimmt hier so stark ab, dass die verkümmerte Tanne kaum über die Größe eines gewöhnlichen Strauches hinauskommt. Der Reisende folgt immer noch dem rauschenden Lauf der Reuss und überquert sie auf acht Steinbrücken, von denen drei wahre Meisterwerke sind: Die Reuss tobt bald rechts, bald links von ihm; ihre tosenden Fluten schlagen brodelnd gegen den Stein und zerfallen zu Staub oder zu glänzendem Schaum, der aufsteigt und sich in Luft auflöst. Bald zeigt sich die Teufelsbrücke in ihrer Gesamtheit; sie ist ein einzigartiges Mauerwerk: Ihr Gewölbe, das sich sechzig Fuß über die Ebene ihrer Spannweite erhebt, ist hervorragend konstruiert; und jeder, der mit unvoreingenommenem Auge und mit der Aufmerksamkeit, die es verdient, diese einzigartige Fahrbahn von Altdorf bis zum Urserenloch betrachtet, eine siebzig Schritt lange Öffnung, die in einen riesigen Felsen gehauen wurde; jeder, der reiflich über die Schwierigkeiten eines solchen Unternehmens und die immensen Arbeiten, die es erforderte, nachdenkt, wird gezwungen sein, zuzustimmen, dass es den alten Römern würdig ist."
Recueil de paysages Suisses dessinés d'après nature, dans une course par la vallée d'Ober-Hasly et les cantons de Schweitz et d'Ury, Bern 1797, S. 26
Fabian Perren: «Gabriel Lory (genannt Lory père)», in: SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz, 2011 (erstmals publiziert 1998); Karl Ludwig Zehender, in: SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz; Daniel Lafond, in: SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz; Recueil de paysages Suisses dessinés d'après nature, dans une course par la vallée d'Ober-Hasly et les cantons de Schweitz et d'Ury, Bern 1797, S. [1]; [2]